zfv 1/2022

Editorial | »It’s all about land« war der Slogan der deutschen FIG-Präsidentschaft vor 20 Jahren. Er brachte die Erkenntnis, dass es im Vermessungsberuf noch etwas mehr gibt als vermessen, erfassen, dokumentieren, analysieren und präsentieren von bebautem und unbebautem Grund und Boden und dessen Veränderungen: nämlich den dynamischen Teil unseres Berufs, das Landmanagement. …

Landmanagement ist eine Kernaufgabe der Geodäsie und international von wachsender Bedeutung. Das nun vorliegende Heft gibt insbesondere vor dem Hintergrund der Globalen Agenda 2030 einen Einblick, welche wertvollen Beiträge deutsche Geodäten und Landmanager bei der Lösung der vielen Herausforderungen leisten können. Beleuchtet werden Veränderungen des Landmanagements im Kontext der Globalen Agenda 2030, seine Verflechtungen mit anderen Themenbereichen sowie die Bedeutung für das Handeln der im Landsektor tätigen Fachkräfte.

Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Projekts »Beiträge zur Entwicklung ländlicher Räume in China« in Trägerschaft der Hanns-Seidel-Stiftung München e.V. (HSS). Zunächst im Rahmen der Partnerschaft Bayern/Shandong gestartet hat es sich zu einem erfolgreichen Beispiel für die Kooperation mit chinesischen Institutionen und die Adaption deutscher Methoden und Denkweisen in Bezug auf nachhaltiges Landmanagement im chinesischen Kontext entwickelt.
Methodentransfer ist jedoch nur ein Aspekt. Solange die Einordnung in einen ganzheitlichen Ansatz und in ein Denkmodell in Form einer »Philosophie« bzw. eines Wertekatalogs nicht gegeben ist, wird eine dauerhafte institutionelle Verankerung nicht gelingen. Aus deutscher Sicht sollen das Management von Grund und Boden und die davon ausgehende Entwicklung auch einen gesellschaftlichen Nutzen haben und der Allgemeinheit zugute kommen. Das reicht dann schon recht nahe an die historische und neuerdings wiederbelebte chinesische Philosophie »Alles unter dem (einen) Himmel« (Tian Xia). Das Konzept der in Deutschland stark diskutierten Teilhabe- und sozialen Gerechtigkeit findet sich in dieser Weltanschauung wieder – Aspekte, die gerade auch ein modernes Landmanagement beinhalten muss.

Die arabische Region befindet sich in einem rasanten Wandel. Sie durchläuft ein Jahrzehnt tiefgreifender Veränderungen, in dem spürbare Fortschritte und positive Veränderungen in einigen Ländern durch das Abgleiten in soziale Unruhen und gewaltsame Konflikte in anderen Ländern überschattet werden. Daher ist das Verständnis der sich verändernden Rolle und des Beitrags von Boden sowie Rechten an Boden und seinem Entwicklungsbeitrag grundlegend für die Analyse von Politik, Planung und Praxis für eine nachhaltige Zukunft. Dieser Artikel zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Probleme und Herausforderungen sowie die Dynamik für verantwortungsvolle Landgovernance in der arabischen Region besser zu verstehen. Mit besonderem Augenmerk auf die Arabische Landinitiative, die vom GLTN und Partnern ins Leben gerufen wurde, diskutiert dieser Artikel die fruchtbaren Praktiken zur Einführung von verantwortungsvoller Landgovernance im Landsektor in den arabischen Ländern. Darüber hinaus wird die Rolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit bei der Förderung des grenzüberschreitenden Wissensaustauschs für eine neue Generation von Landexperten und der Unterstützung bei der Umsetzung der Arabischen Landinitiative diskutiert.